Liebe Eltern!
Wir möchten Sie gerne darauf hinweisen, dass das hier beschriebene Eingewöhnungskonzept nur für die Kindergartenkinder (ab 3 Jahren) gilt.
Zum Eingewöhnungskonzept der Krippenkinder sprechen Sie bitte direkt Ihre jeweilige Gruppenleitung an.
Vielen Dank!
Eingewöhnung
Eine „bedürfnisorientierte Erziehung" steht mittlerweile bei vielen Eltern im Vordergrund. In unserem Kindergarten gestalten wir die Eingewöhnung daher nach dem Berliner Modell. Dieses orientiert sich an den Bedürfnissen der Kinder. Jedes Kind wird individuell von der Bezugserzieherin begleitet, die auch das Eingewöhnungsgespräch mit den Eltern geführt hat.
Ziel der Eingewöhnung
Das Berliner Eingewöhnungsmodell, auch Eingewöhnungsmodell nach infans (Institut für angewandte Sozialisationsforschung/Frühe Kindheit e.V.) genannt, stützt sich überwiegend auf die Bindungstheorie von John Bowlby. Der Schwerpunkt liegt darauf, die Bindung des Kindes an seine Eltern zu beachten und auf der Tatsache, dass jedes Kind sich unterschiedlich fest bindet.
Um das Kind vor Schaden zu bewahren, wird die Eingewöhnung individuell an die Bedürnisse des Kindes angepasst und läuft in verschiedenen Stufen ab. Das Kind wird nur langsam vom betreuenden Elternteil getrennt und gleichermaßen an die Erzieherin als Bezugsperson herangeführt. Das Gefühl der Sicherheit durch eine gute Beziehung zur Erzieherin ist die Grundlage für gelingende Bildungsprozesse im Kindergarten und einen gesunden Start des Kindes in seinen neuen Lebensabschnitt. Darüber hinaus soll das Kind selbstverständlich die Einrichtung mit all ihren Abläufen, Regeln, Ritualen aber auch ihren Menschen und Räumen in aller Ruhe kennen lernen. Für die Eltern bietet die Eingewöhnungszeit eine besondere Form des Einblicks in den Kindergarten, der eine gute Basis für die folgende Erziehungs- und Bildungspartnerschaft legt.
Dauer der Eingewöhnung
Wie lange eine Eingewöhnung dauert, richtet sich nach dem Kind, da jedes Kind individuell in seinen Erfahrungen, seinem Bindungsverhalten und seinem Tempo agiert.
Die Erzieherin beobachet das Kind in den ersten Tagen und passt die Länge der Eingewöhnung an die Bedürfnisse des Kindes an. Während der gesamten Eingewöhnung ist das Kind maximal halbtags (bis 12.00 Uhr) anwesend.
Auch danach wird die Aufenthaltsdauer nur langsam gesteigert.
Mittagessen, Mittagsschlaf und die Spielzeit am Nachmittag finden erst nach der Eingewöhnungszeit im Kindergarten statt, sodass Erzieherin und Kind ihr eigenes Ritual entwickeln können.
Phasen des Berliner Modells
Grundphase:
In unserer Einrichtung findet die Eingewöhnung in den ersten vier Wochen an den Haustagen statt. In den ersten 3 Tagen/der ersten Woche kommt ein Elternteil gemeinsam mit dem Kind für ein bis zwei Stunden in den Kindergarten. Eltern und Kind halten sich gemeinsam im Gruppenraum auf. Die Bezugserzieherin nimmt über Spielangebote ersten Kontakt zum Kind auf. Es finden keine Trennungsversuche statt. Vater oder Mutter halten sich im Hintergrund, spielen nicht mit anderen Kindern und sind als „sicherer Hafen" für das Kind verfügbar.
Erster Trennungsversuch:
Der erste Trennungsversuch findet frühestens in der zweiten Woche statt. Wie alle neuen Schritte findet er nie am ersten Haustag (Mittwoch) statt. Nachdem Mutter oder Vater und Kind sich gemeinsam vor Ort aufgehalten haben, verabschiedet sich der Elternteil und verlässt den Gruppenraum. Mutter oder Vater können sich im Foyer aufhalten und z. B. dort ausgelegte Fachzeitschriften lesen oder einen Kaffee genießen. Die Länge des Trennungsversuches orientiert sich am Kind: reagiert das Kind mit starkem Weinen und Panik, kommt nach ca. 2 Minuten schon Mutter oder Vater zurück. Reagiert das Kind eher gleichgültig und lässt sich von der Bezugserzieherin beruhigen, kann die erste Trennung bis zu 30 Minuten dauern. Wenn Mutter oder Vater zurückkommt, begrüßt sie/er das Kind und beide verabschieden sich bis zum nächsten Tag.
Stabilisierungsphase:
Die Stablisierungsphase beginnt i. d. R. in der dritten Woche. Die Bezugserzieherin übernimmt immer mehr die Betreuung des Kindes, während die Mutter/der Vater noch anwesend ist, aber nach Möglichkeit nicht eingreift bzw. nur dann, wenn die Erzieherin noch nicht als weitere Bezugsperson akzeptiert wird. Die Trennungszeiten werden täglich verlängert, je nach Reaktion und Verhalten des Kindes.
Schlussphase:
Die Eingewöhnung ist dann abgeschlossen, wenn das Kind eine erste Bindung zur Erzieherin aufgebaut hat. Es weint zwar vielleicht noch, wenn Mutter oder Vater weggeht, lässt sich aber von der Erzieherin auf den Arm nehmen und trösten. In der Zeit, die das Kind alleine im Kindergarten verbringt, nimmt es aktiv und neugierig an den Gruppenaktivitäten teil. Es zeigt Interesse an Spielzeug, Spielbereichen und den anderen Kindern.
Insgesamt dauert der Prozess der Eingewöhung nach dem Berliner Modell zwischen drei bis vier Wochen.
Eltern können den Eingewöhnungsprozess durch ein mitgebrachtes Kuscheltier, das dem Kind Sicherheit und Geborgenheit vermittelt, unterstützen.
Ein gleichzeitige, weitere emotional belastende Situation (Abgewöhnen des Schnullers, Geburt eines Geschwisterkindes) ist zu vermeiden.
Auswirkungen einer mangelhaften Eingewöhnung
Immer wieder gibt es Eltern, denen der Prozess der Kindergarten-Eingewöhnung zu lange dauert. Uns, den Erzieherinnen, ist eine gute und erfolgreiche Eingewöhnung sehr wichtig. Studien (Forschungsprojekt der freien Universität Berlin) belegen, dass eine fehlende oder mangelhafte Eingewöhnung Nachteile für das Kind nach sich zieht.
- Kinder, die nicht ausreichend eingewöhnt wurden, sind in den Folgemonaten häufiger und länger krank.
- Diese Kinder können die Möglichkeiten und Förderpotenziale, die ihnen der Kindergarten bietet, nicht ideal wahrnehmen.
- Sie leiden ggf. unter Trennungsangst und haben Schwierigkeiten in späteren Bindungsbeziehungen.